Einer. Zweier. Drei Talente.

Von Jürgen Jaap - Nibelungen-Kurier GmbH

Sport ist so vielfältig. Von Aerobic über Basketball, Fußball, Handball, Hockey, Judo, Karate, Kartfahren, Motorsport, Radfahren, Sportklettern, Taekwondo, Tanzen, Tennis, Tischtennis, Turnen bis hin zum Wassersport bieten allein in der Nibelungenstadt Worms über 100 Sportvereine mit insgesamt etwa 31.000 Mitgliedern nahezu jede Sportart an. Zahlreiche junge Menschen eifern olympischen Helden der Leichtathletik oder im Schwimmbecken nach. Ja, es gibt sie auch in großer Anzahl im Nibelungenland: Talente, die das Zeug dazu haben über die Region hinaus Aufmerksamkeit auf ihren Sport zu lenken. Wir stellen sie über viele Sportarten hinweg nach und nach vor – in der Serie „Talente im Nibelungenland“.

Mittels Ästhetik zum Leistungssport

Einer- und Zweier-Kunstradfahren ist eine Leistungssportart, die vor allem hohe Anforderungen an die technischen und die koordinativen Fähig- und Fertigkeiten des Sportlers stellt. Kunstradfahren erfordert viel Balance und Kraft. Als Anfänger holt man sich dabei oft blaue Flecken. Präzise Ausführung einzelner Bewegungsabläufe, Kondition, Kraft, mentale Stärke, Gleichgewichtsgefühl, graziöse Körperhaltung, Dehnfähigkeit und schnelle Reaktionen sind unabdingbar für das Ausüben dieses Sports. Extrem Schwieriges kinderleicht und zugleich noch ästhetisch aussehen zu lassen – das ist die große Kunst beim Kunstradfahren.

Einstieg mit fünf bis sieben Jahren

Beim Verein für Hallenradsport Worms, kurz VfH Worms, hat man sich dieser Kunst verschrieben. Etliche „Künstlerinnen und Künstler“ hat der Verein aus der Nibelungenstadt hervorgebracht, die es in der Ästhetik-Sportart zu hohen Meisterehren brachten, in Deutschland, in Europa und sogar zur Weltmeisterschaft. Das günstigste Einstiegsalter für die Mädels und die Jungs liegt zwischen fünf und sieben Jahren, also sobald das Radfahren beherrscht wird. Ihr Kunstrad beherrschen drei Wormser Buben schon lange aus dem Effeff. Dies haben Lasse Bösel (Jahrgang 2014), Neels Vietor (Jahrgang 2011) und Anton Voß (Jahrgang 2011) in der Saison 2023 eindrucksvoll unterstrichen. Bei den Rheinland-Pfalz-Meisterschaften etwa und beim traditionsreichen Wormser Kunstradsport-Cup gab’s tolle Leistungen, Siege und prima Platzierungen für das junge und dynamische Wormser Dreigestirn des Einer- und Zweier-Kunstradsports.

„Stillstand-Lasse“ kennt keinen Halt

Einen sehr jungen Weltrekord-Halter habe man laut Lena Seibel im Verein. „Wir nennen ihn mit Spitznamen nur Stillstand-Lasse“, sagt die Trainerin des VfH Worms über Lasse Bösel, „weil Lasse den Stillstand auf dem Kunstrad perfekt beherrscht“. Dabei kenne der Schützling von Sabrina Born, wie Vereinschef Stefan Born verrät, „keinen Halt, denn im Training fährt Lasse schon mal 100 Runden am Stück“. Und mit spitzbübischem Lächeln spricht der VfH-Vorsitzende gar vom „neuen Einrad-König des VfH Worms“. Bei seiner aktuellen Fünf-Minuten-Kür strahlt der Youngster etwa bäuchlings auf dem Sitz liegend oder mit beiden Füßen auf einem Pedal die Runden drehend eine schier grenzenlose Ruhe und Gelassenheit aus. Vielleicht ist es diesem Umstand zu verdanken, dass Lasse sich jüngst Mitte Mai die Rheinland-Pfalz-Meisterschaft in Böhl-Iggelheim im Kunstrad-Einer U11 sicherte.

Dynamisches Duo unter Doppelbelastung

Gleich doppelt im Rennen um Titel sind mit Neels Vietor und Anton Voß zwei weitere VfH-Youngster. „Beide sind sportliche Juwele, die nur noch etwas Schliff brauchen“, hält Stefan Born große Stücke auf das dynamische Duo des Jahrganges 2011, das sowohl im Einer als auch gemeinsam im Zweier auf Punktejagd geht. „Anton lernt schnell, ist sehr eifrig“, weiß Trainer Stefan Born um zwei wichtige Tugenden seines Schülers, die für die weitere Sportler-Karriere des jüngst in den rheinhessischen Kader berufenen Wormsers vielversprechend seien. Und weiter: „Anton übt jeden Abend 15 Minuten Handstand. Nächstes Jahr ist das ein fester Bestandteil seiner Kür.“

Teilnahme an DM ist Ziel für Vietor / Voß

Apropos fester Bestandteil des VfH Worms. Dazu gehört zweifelsfrei auch Neels Vietor schon einige Jahre. Das Bewegungstalent auf dem Kunstrad gucke sich viel von den älteren Vorbildern Julian Krückl und Jonathan Elvers ab, die dem Zweier-Kunstradfahren beim VfH Worms in den vergangenen Jahren einen Kick gaben. Julian Krückl zum Beispiel gibt seine Erfahrung gerne an die Youngster Anton und Neels weiter – und engagiert sich dazu noch als Mechaniker des VfH. Vielleicht ist das auch eines der Erfolgsrezepte des VfH Worms: Man trainiert miteinander, feiert miteinander Erfolge, hilft sich gegenseitig und freut sich gemeinsam. Am Kunstrad-Zweier Neels Vietor und Anton Voß dürfte man beim VfH Worms laut deren Coach Stefan Born noch viel Freude haben. „Der Plan diesbezüglich ist simpel“, sagt Stefan Born: „Die beiden Jungs sollen schon bald bei der Deutschen Meisterschaft dabei sein.“ Das Talent-Dreigestirn des VfH Worms mit Anton, Lasse und Neels scheint für derlei Perspektiven durchaus gerüstet zu sein.

Die Ruhe selbst: Lasse Bösel (Jahrgang 2014) strahlt bereits in jungen Jahren eine schier unfassbare innere Gelassenheit und Sicherheit auf dem Kunstrad aus. Der Youngster des VfH Worms lässt so schwierige Übungen auf dem fahrenden Rad kinderleicht aussehen. Foto: Marcus Diehl.
Sind auf dem Sprung zur Teilnahme an Deutschen Meisterschaften: Neels Vietor (Jahrgang 2011, vorne) und Anton Voß (12, stehend) halten die Tradition des Kunstrad-Zweiers, der schwierigsten und spektakulärsten Disziplin des Kunstradfahrens, beim VfH Worms aufrecht. Foto: Marcus Diehl.